Willebadessen – Marsberg

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  • Datum: 21. Mai 2018
  • Dauer:  09:09:39 (Std:Min:Sek)
  • Distanz: 34,72km
  • Aufstieg/Abstieg: 735m/710m
  • Begleiter: keiner
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gelaufene Route
geplante Route

Unter Zeitdruck

Geplant war, die Nacht in Marsberg zu verbringen und am Morgen mit dem Zug zurück nach Willebadessen zu fahren. Da am heutigen Pfingstmontag viele Züge nicht fahren, erwies sich dieser Plan als ungünstig. Die erste Zugverbindung wäre erst um 10:50 Uhr in Willebadessen angekommen. Da dies mit 35 Kilometern eine der längeren Etappen ist, entschloss ich mich am Vorabend mit dem Auto wieder nach Willebadessen zurück zu fahren um dort zu übernachten. So kann ich dann am Morgen früher losgehen, muss allerdings den letzten Zug um 20 Uhr noch erreichen, der mich dann von Marsberg zurück zum Auto nach Willebadessen bringt. So konnte ich früher losgehen, doch diese Entscheidung war auch eine Herausforderung für meine innere Ruhe. Immer wieder erwischte ich mich unterwegs dabei, auf die Uhr zu sehen und bei jedem Schild mit Kilometerangaben rechnete ich hoch, wann ich ungefähr in Marsberg ankommen würde. Oftmals fehlte mir die Ruhe ausgiebig Pause zu machen und die Sehenswürdigkeiten angemessen zu betrachten. Dadurch habe ich sicher einiges verpasst.

Aufstieg zur Egge

Der Aufstieg zur Egge ist einfacher als befürchtet. Zuerst geht es um den Bahnhof herum, dann nach links, steil bergauf durch den Wald. Zusätzlich zu der ausgewachsenen Steigung drosseln mehrere umgestürzte Bäume das ohnehin langsame Tempo. Das wiederum nutzen zahlreiche Mücken dankend aus um mich zu vernaschen. Auf halber Höhe etwa erreiche ich die Straße (L763). Dort entscheide ich mich dann für den sanfteren Anstieg entlang der Straße. Das ist mir lieber als ein steiler Trampelpfad durch Mückengebiet. Da höchstens zwei oder drei Autos an mir vorbei fuhren, war das sehr angenehm. Oben auf dem Kamm der Egge erreiche ich nach 42 Minuten und 2,7 Kilometern den E1. Der Wanderweg führt zunächst ein paar Meter auf der Straße weiter, geht aber nach einigen Schritten wieder links in den Wald ab.

Wegweiser oberhalb Wilebadessen

Die Beschilderung des Eggewegs ist vorbildlich. Die Wegweiser zeigen jeweils die nächsten drei Wegpunkte und deren Entfernung an, in beide Richtungen. Das veranlasste mich, an jedem Wegweiser den ich erreichte, die erforderliche Zeit bis zum Tagesziel Marsberg hochzurechen.

Zügig folgte ich dem Eggeweg und verpasste dabei die „alte Burg“ und auch die „Teutonia-Klippen“. Beides hatte ich mir in der Vorbereitung als sehenswert markiert.

Bierbaums Nagel

  Das Schild zum Aussichtsturm „Bierbaums Nagel“ habe ich nicht verpasst. Dort traf ich auf drei Jugendliche die im Turm übernachtet hatten. Mit verschlafenem Blick saßen sie an ihrem Lagerfeuer, überall im Turm waren Bierflaschen verteilt – ich hatte vollstes Verständnis 🙂

Bierbaums Nagel

Oben auf dem Turm machte ich eilig einige Fotos. Der Legende nach sollte man von diesem Turm aus bis zur Wilhelmshöhe bei Kassel blicken können. Das war nicht möglich, da die Sicht von einigen Bäumen versperrt wird. Aber es ergab sich für mich ein erster Blick auf das Tagesziel Marsberg.

erster Blick auf Marsberg

Um keine Zeit zu verlieren geht es nach einem kurzen Gespräch mit den Turmschläfern schnell zurück auf den Wanderweg, weiter durch den Wald.

Bis zum Nadel

Der gut begehbaren Weg mündet auf einem größeren Wirtschaftsweg, dem ich nach links folge. Mir fällt auf, dass über mehrere Kilometer der Wegesrand mit zahllosen jungen und alten Kastanien bepflanzt ist, bis ich schließlich an eine Lichtung komme. Hier entdecke ich links ein riesiges Lager, meterhoch gestapelt liegen hier unzählige Baumstämme auf einer Fläche die mehrere Fußballfelder groß ist.

Gekappter Wegweiser

Da wo diese Bäume gefällt wurden sieht es schlimm aus und ich mache mir Gedanken, dass die Kennzeichnung des Weges dabei verloren gegangen sein könnte. Aber die Waldarbeiter hatten ein Herz für Wanderer … jeder Baum an dem der Weg markiert ist, wurde erst oberhalb der Markierung abgesägt.

An dieser Lichtung steht ein großes Insektenhotel, ich freue mich darüber dass es so etwas gibt.

Insektenhotel

Eine Infotafel klärt den interessierten Wanderer über Sinn und Zweck dieses Bauwerks auf.

Am Insektenhotel verläuft der E1 nach links ab und führt mich wieder durch den Wald. Nach einiger Zeit komme ich an einen steilen Abhang an dem man über ein Felsenmeer weit nach unten schauen kann. Ich befinde mich auf dem Nadel (413m), am Natelenstein. Gleich danach führt der Weg zunächst unterhalb dieses Felsenmeeres abwärts, bevor es anschließend steil und beschwerlich auf einem schmalen Trampelpfad über zahlreiche umgestürzte Bäume den ganzen Berg nach unten geht. Bei Regen hätte das eine gefährliche Rutschpartie werden können. Aber ich bin auich dankbar dafür, dass ich diesen Abschnitt nicht in die andere Richtung gehen muss. 110 Höhenmeter weiter unten wird die Blankenroder Straße gequert, nach links weiter auf einer kleinen Straße durch den Wald. Parallel zur Straße verläuft eine Telefonleitung, deren Kabel zwischen den einzelnen Holzmasten so weit durchhängen, dass man sie anfassen könnte. An einer Schutzhütte geht es leicht nach rechts weiter, stetig aber erträglich bergauf. Die Sonne meint es sehr gut, so dass ich wieder jeden Schatten , der hier sehr rar ist, dankbar mitnehme.

Stadtwüstung Blankerode

Nach einer Weile zeigt mir ein Schild, dass noch 300 Meter bis zur Stadtwüstung von Blankenrode sind und ich die Straße nach links verlassen muss. Auf einem Trampelpfad erreiche ich die alte Stadwüstung Blankerode. Zunächst ist nach einem quer liegenden Baumstamm nur ein bewachsener Erdwall zu erkennen, an dem der Trampelpfad vorbeiführt.

Ein paar Meter weiter deuten mehrere Hinweisschilder und ein alter Brunnen auf die im Mittelalter zerstörte Stadt hin.

Brunnen

Ein Blick in den Brunnen zeigt, dass hier in der Vergangenheit tatsächlich eine Siedlung gewesen sein muss. Ein Hinweisschild beschreibt die Legende des Jungfernbrunnens. Weitere Informationen über die Stadwüstung  bieten weitere Hinweisschilder und das Wikipedia.

Nachdem ich die Stadwüstung  hinter mich gelassen habe erreiche ich einige Zeit später einen Parkplatz.  Hier sehe ich zunächst keine Markierung für den Wanderweg. Man muss die Straße überqueren und am Waldrand gegenüber dann nach links, parallel zur Straße gehen und erreicht nach einiger Zeit das heutige Blankerode.  Ein Festzelt und mehrere Menschen auf den Straßen deuten auf ein Schützenfest hin. Ich verlasse Blankerode nach links der Straße entlang.

Bleikuhlen

Ein paar hundert Meter nach dem Ortsschild verläuft der Wanderweg nach links von der Hauptstraße abgehend zu den Bleikuhlen von Blankerode.

Bleikuhlen

Es handelt sich um einen Blei-Tagebau aus dem (vor)letzten Jahrhundert. Auf dem belasteten Boden können nur spezialisierte Pflanzen wachsen , weshalb dieses Gebiet unter Naturschutz steht. Zudem treffen hier die Landkreise Höxter, Paderborn und Hochsauerland  aufeinander.

Mehrere Infotafeln informieren über das Naturschutzgebiet. Das violette Galmeiveilchen wächst weltweit ausschließlich hier. Und wie der Zufall es will bin ich genau zur Blüte dieser einzigartigen blauen Blumen an diesem Ort.

Galmeiveilchen

Endlich im Sauerland

Nach einer kurzen Pause und einigen Fotos verlasse ich die Bleikuhlen und erreiche nach wenigen Metern die Grenze zu meinem geliebten Sauerland. Während meiner Vorbereitungen für diese Etappe habe ich mir die Grenze zum Hochsauerlandkreis (HSK) extra markiert, um mir das Erreichen der „alten Heimat“ bewusst machen zu können. Wie ich jetzt feststelle, wäre gar nicht nötig gewesen, denn die Grenze zum Sauerland wird sogar durch einen Grenzstein markiert.

Hier beginnt das Sauerland

Nur wenige Schritte nach dem Grenzstein überquert der E1 die Autobahn 44 (Dortmund-Kassel).

A44 in Richtung Kassel
Auf dem Foto erkennt man im Hintergrund einige Berge die sich bereits in Hessen befinden. Ich möchte gerne wissen um welchen Gebirgszug es sich handelt - solltest Du es wissen, würde ich mich über einen Hinweis in den Kommentaren sehr freuen.

Hinter der Autobahnbrücke geht es in einen Buchenwald. Der erste Wegweiser im Sauerland bestätigt mir, dass es keine 13 km mehr bis Marsberg sind. Ich liege gut in der Zeit.

Wegweiser nach der A44

Zunächst stehen einige Schilder links und rechts des Weges, ein Waldlehrpfad beschreibt heimische Pflanzen und Tiere. Vorbei geht es an einer Lichtung mit einem herrlichen Blick über eine große, bunt blühende Weide mit Blick ins Tal. Dann stehen links und rechts des Weges etliche Raummeter geschlagenes Brennholz, bis sich an der „Felsberg Schutzhütte“ der Wald öffnet und sich ein wunderschöner Blick über das Diemeltal auftut.

Sitzgelegenheit Felsberg Schutzhütte

Um diesen Anblick gebührend genießen zu können, sind vor der Schutzhütte zwei Liegen mit direktem Blick auf das Panorama aufgestellt,

Blick von der Felsberg Schutzhütte

Es war ein Versuch, doch das Foto kann diesen Anblick nicht wiedergeben. Der E1 führt nun rechts oben, über den Kamm der Egge durch den Wald weiter nach Marsberg. Immer wieder genieße ich die Aussicht, betrachte wieder die unbekannte Gebirgsformation, unverkennbar ist Marsberg zu sehen und rechts davon zeigt sich das Land der 1000 Berge. Das nachfolgende Foto ist ein Blick nach links, leicht zurück vom Kammweg auf der Egge.

Gebirgszug

Das könnte auch das Allgäu sein, nur die Kühe fehlen.  Es geht vorbei an blühenden Weiden , einer alleinstehenden Scheune.

Scheune vor Oesdorf

Mit Oesdorf  erreiche ich die erste Ortschaft im Sauerland.  Hier verpasse ich eine Abzweigung nach links und laufe oberhalb des Dorfes anstatt direkt hindurch.

Oesdorf

Hinter Oesdorf geht es auf einer kleinen Straße zunächst bergauf. Ich liege gut in der Zeit und weiß nun, dass ich ausreichend Reserve habe um den letzten Zug zu erwischen. Auf dem Kamm gönne ich mir eine Pause auf einer Bank und staune darüber, dass die Flasche Radler aus dem Rucksack trotz des langen Tages noch angenehm kühl ist.

Pause

Sauerländer Platt

Weiter geht es nach Essentho, ich marschiere oberhalb in den Ort ein. Mitten im Dorf überhole ich ein älteres Ehepaar, gemeinsam schieben sie ihre Rollatoren über die Dorfstraße. Ein Stück weiter teilt sich die Straße und ich finde keine Wegmarkierung, also hole ich das Tablet aus dem Rucksack um nach dem Weg zu schauen. Die Sonne steht am Himmel und ich kann auf dem Display nichts erkennen, als die Herrschaften mich mit ihren Rollatoren eingeholt haben. “ Wo soll es denn hingehen“ fragt mich der Herr. Ich habe bestimmt dreimal wiederholt, dass ich den Wanderweg nach Marsberg suche. Seine Frau übersetzt: „… der will nach Massberch hin“.  „Aaach nach Massberch hin, da passen sie mal auf …“. Nachdem mir der richtige Weg freundlich beschrieben wurde, finde ich die Hauptstraße und den Weg aus dem Dorf heraus. Auf der anderen Seite einer Landstraße geht es wieder in den Wald.  Hier biege ich kurz falsch ab, finde dann aber schnell den richtigen Weg der stetig hinunter nach Marsberg führt. Teilweise bin ich gelaufen um noch einen Zug früher zu bekommen.

Rückreise aus Marsberg

Um 17:30 Uhr erreiche ich den Bahnhof, ziehe meine Fahrkarte am Automaten und habe noch fast eine halbe Stunde Zeit. Die Sonne zwingt mich in den Schatten,  den es am Bahnsteig kaum gibt.

Bahnhof Marsberg

In Warburg muss ich umsteigen, bevor ich kurz vor 19 Uhr am Auto in Willebadessen ankomme. Als erstes wechsel ich meine Schuhe, trinke etwas und trete dann die Rückfahrt an. Dabei fahre ich die Egge hoch, auf den Fernsehturm zu. Ich schnappe mir das Handy und mache noch ein letztes Foto auf dieser wunderschönen Tour.

Sendeturm Willebadessen

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