Schweinsbühl – Niedersfeld

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geplante Route

Die Hüte-Eiche

Nach einem tollen Frühstück im Gasthaus Sonnenblick verabschiede ich mich und starte um kurz nach acht Uhr die Etappe nach Niedersfeld. Es geht an nur wenigen Häusern vorbei, bis ich Schweinsbühl wieder verlasse. Der E1 verläuft nach links von der Straße auf einen Feldweg. Zwischen hügeligen Wiesen stehe ich nach kurzer Zeit an der Hüte-Eiche, einem fast 300 Jahre alten Naturdenkmal. „Was hat dieser Baum schon alles erlebt?“ mag sich mancher fragen. Das Info-Schild regt meine Gedanken auf den nächsten Metern erfolgreich an. Vielleicht war es ja die Hüte-Eiche, die dem Ort Schweinsbühl einst ihren Namen gab.

Die Hüte-Eiche

Auf dem weiteren Weg beobachten neugierige Kühe jeden meiner Schritte, bevor es für ein kurzes Stück wieder zurück auf die Straße geht.

Beobachtung

Immer mehr zieht sich der Himmel zu und erste Regentropfen überzeugen mich letztlich vom Gebrauch meiner Regenjacke. Links abgehend von der Straße führt der E1 vorbei an einem kleinen Teich auf dem eine Wildgans-Familie Schwimmübungen mit ihren Kindern macht. Der frischgebackene Familienvater schwimmt hinterher und schimpft lautstark über meine Ankunft. Um nicht länger zu stören, ziehe ich zügig vorbei und erreiche kurz darauf den Ort Deisfeld. In Deisfeld geht es über zwei Straßen, bevor ich die Ortschaft auf einem Feldweg wieder verlasse.

Echo

Ab jetzt absolviere ich die ersten Höhenmeter des Tages, es geht stetig bergauf. Etwas weiter oben kann ich beobachten, wie am Berg gegenüber Kühe auf eine Weide getrieben werden. Obwohl es sehr weit weg ist, kann ich die Stimme der Bäuerin und das Bellen ihres Hundes laut und deutlich über das Tal hinweg hören. Samt Echo könnte das Szenario auch aus den Schweizer Alpen stammen. Weiter bergauf geht es auf gut gekennzeichneten Wegen …

Wegzeichen

… durch die hügelige Landschaft. In der Schutzhütte Olkesberg mache ich eine erste Rast. Zwischendurch regnet es für ein paar Minuten leicht. Auch nach der Rast geht es wieder stetig bergauf, bis ich schließlich am Kuckelsberg bei ca. 610 Höhenmetern auf einer Hochebene ankomme. Hier geht ein eisiger Wind, die Temperatur liegt bei ca. 4°C. Saukalt! Zusätzlich zur Jacke muss ich mir nun auch die Handschuhe und eine warme Mütze anziehen.

Fernsicht

Die weitläufige Aussicht möchte scheinbar für den kalten Wind entschädigen. Sowohl nach links als auch nach rechts bietet die Sicht ein weites Panorama über das Sauerland. In Gedanken frage ich mich, „blicke ich links nach Hessen, oder ist das NRW …. dann wäre das dort rechts Hessen? Gefühlt bin ich eher von links gekommen, also blicke ich vermutlich auf der rechten Seite tief in das hessische Sauerland.“ Ich gehe weiter während ich die Fernsicht zu beiden Seiten genieße. Dann erkenne ich auf der rechten Seite, ganz weit entfernt etwas Rauch aus einem Tal aufsteigen. Ich erinnere mich an gestern, da war doch ein Feuer. Mein Blick zieht etwas nach rechts, da entdecke ich ganz klein Windräder, die stehen in der selben Aufstellung, wie ich sie am Vortag passiert hatte. „Dann müsste doch dazwischen irgendwo …“ Und tatsächlich, ganz schwach erkenne ich in großer Entfernung, ausgegraut durch den Dunst und fast unsichtbar einen hellen Turm auf einer Anhöhe. „Das ist Obermarsberg“ höre ich mich reden. Das auf der rechten Seite ist nicht alles Hessen, ich blicke über den gesamten Etappenverlauf des Vortags. Die Windräder, das Tal mit dem Rauch, der Berggrad an dem ich gestern entlang lief … jetzt erkenne ich alles wieder.

Luftlinie 18,8 Kilometer bis Obermarsberg

Mit dem Teleobjektiv schieße ich begeistert mehrere Fotos um den Blick auf das ferne Obermarsberg festzuhalten. Das gelingt mal besser und mal schlechter, je nachdem wie die Sonne über Marsberg gerade scheint. Die Entfernung bis Obermarsberg beträgt 18,8 km Luftlinie – der Diemelsee liegt etwas linkslastig dazwischen.

Rattlar

Durchgefrohren mache ich mich nach der Fotosession wieder auf meinen Weg. Der E1 führt mich durch den Wald, oberhalb, parallel einer Landstraße. Nach einigen Kilometern passiere ich ein einzelnes Haus im Wald, rechts unterhalb des Weges. Gleich darauf taucht rechts unten im Tal die Ortschaft Rattlar auf. Ab hier führt der Weg stetig abwärts. Am Berg gegenüber sehe ich eine „Rinderfabrik“. Ein riesiger Betrieb, keine Weiden, mehrer große Stallgebäude und Futterberge die mit Maschinen bearbeitet werden. Dieser Anblick hinterlässt ein „nachdenkliches“ Gefühl bei mir. Im Tal angekommen durchquere ich die Ortschaft auf der Hauptstraße, auf der ich Rattlar dann auch wieder verlasse. Leider verläuft der E1 hier noch ein paar hundert Meter entlang der Hauptstraße, bevor er nach rechts abwärts von der Straße weg führt.

Schwalefeld

Schwalefeld ist schon zu sehen, als ich die Straße verlasse, aber es geht zuerst noch zwischen Wald und Wiesen weiter hinunter, bevor ich neben einem Neubau die Ortschaft erreiche. Wie Serpentinen führen mich die Straßen weiter ins Tal runter, vorbei an Häusern mit schönen Gärten in Hanglage. Ganz unten befinden sich Gasthäuser, ich überquere die Hauptstraße und gehe auf der anderen Seite, zunächst auf einer Steintreppe, wieder bergauf. Vorbei noch an einigen Häusern, einer Pilgerkirche und einem Reiterhof verläuft der E1 über Feld und Flur zum nächsten Wald. Am Waldrand scheine ich vom offiziellen Weg abgekommen zu sein. Ich laufe neben einem Bach weiter bis nach Willingen. Später sehe ich erst, dass der E1 oberhalb nach Willingen führt.

Schieferhalde bei Willingen

Kurz vor Willingen komme ich an einer gigantischen Schieferhalde vorbei, der ganze Berg besteht aus Schieferschutt. Ich habe es fotografiert, die Dimensionen sind auf den Bildern aber leider nicht nachvollziehbar.

Willingen

Bekannt für Wintersport und Partywochenenden ist Willingen ein Touristikzentrum, das ich auf meiner Wanderung eigentlich umgehen wollte. Nun bin ich doch hier und wandere abseits vom E1 quer durch die belebte Ortschaft. Angetrunkene Frauen und gröhlende Männer ziehen in Gruppen über die Bürgersteige und ziehen Rollkoffer hinter sich her. Es ist Freitag, hier treffen sich Kegelclubs, Fußballvereine und andere Gruppen zu einem Wochenende fernab aller Normen.

Als ich schließlich am Willinger Brauhaus vorbeikomme, kann auch ich der Verlockung des lokalen Bieres, frisch aus dem Zapfhahn nicht mehr widerstehen. Ich setze mich im Brauhaus an den Tresen und beobachte einige Gruppen an den Tischen. Das Bier schmeckt mir richtig gut, so gut dass ich mich nach dem dritten Glas fast überreden muss, meinen Weg fortzusetzen.

Am Ortsausgang treffe ich wieder auf den E1, der durch einen kleinen Tunnel unter einem großen Sessellift führt.

In Richtung Wald verlasse ich Willingen und wandere entlang der Hoppecke. Auf einem befahrbaren Waldweg geht es rein, vornehmlich aufwärts in den Wald. Anfangs kommen mir noch einige Wanderer und Jogger entgegen. Es dauert eine Weile, bis auf der rechten Seite die letzten Häuser von Willingen vorbeiziehen. An einer Weggabelung geht es nach links, ab hier bin ich wieder allein mit mir und meiner guten (Bier-) Laune.

Die Hochheide

Am Streit

Ganz oben angekommen, am Streit, kreuzen sich mehrere Wege. Vor einer Schutzhütte mit einigen Bänken und Tischen davor mache ich eine Pause, esse und trinke, während zwei Mountain-Biker an mir vorbei radeln. Es geht ein eisiger Wind, so dass ich mir die Jacke , meine Handschuhe und Mütze anziehen muss.

Hoppecke-Quelle

Ein paar hundert Meter weiter erreiche ich die Hochheide und die Hoppecke-Quelle. An der Quelle treffe ich auf einen „etwas verwildert wirkenden“ Abenteurer. Sein altes Fahrrad ist so voll bepackt, dass es kaum noch zu erkennen ist. An der Quelle verteilt liegen eine Isomatte, ein Schlafsack und ein kleines Feuer, auf dem ein Kaffepott köchelt, brennt. Wir unterhalten uns kurz, bevor ich mich weiter in die Hochheide aufmache.

Da ich mich hier auf dem Rothaarsteig befinde, begegnen mir auch wieder einige Wanderer. Die Aussicht ist toll, mit ein wenig Endzeitstimmung. Weiterhin geht ein eiskalter Wind, die Natur wirkt schroff.

Niedersfelder Hocheide

Ich mache viele Fotos. Den Gesamteindruck machen jedoch auch der eiskalte Wind, die darunterliegende Stille und die allgegenwärtige Zeitlosigkeit aus. Insgesamt ein mystischer Ort.

Totholz in der Hochheide
Gipfelkreuz Clemensberg

Durch die Hochheide erreiche ich mein erstes Gipfelkreuz am E1. Vom Clemensberg aus biete sich mir eine herrliche Fernsicht. Direkt neben dem Gipfelkreuz summt eine Äolsharfe im Wind und unterstreicht noch einmal die mystische Stimmung die mich hier umgibt.

Blick vom Clemensberg

Abstieg nach Niedersfeld

Bereits am Gipfelkreuz fällt es mir schwer den richtigen Weg zu finden. Nach einiger Zeit komme ich an der Hochheide-Hütte vorbei, die liegt am E1. Dann geht es über einen Pfad durch den Wald .. irgendwann sehe ich dann keine Wegzeichen mehr. Ein Blick auf mein Tablet verrät mir, dass ich mich verlaufen habe. Also wieder zurück, dann auf einen Waldweg nach rechts runter … einige Zeit später stelle ich fest, schon wieder verlaufen. Es wird immer später, es ist saukalt und ich bin wieder falsch. Die Karte auf dem Tablet zeigt mir, dass der Waldweg ebenfalls runter nach Niedersfeld führt. Ich entscheide mich nun diesen Weg ins Tal zu nehmen und nicht mehr weiter nach dem E1 zu suchen. Am Ende komme ich oberhalb des Hillebachsees in Niedersfeld heraus und gehe durch den Ort zu meinem Auto. Inzwischen bin ich so durchgefroren, dass ich mich entschließe auf eine weitere Etappe zu verzichten und die Heimfahrt anzutreten.

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